6. Mai 2010

Weingeschichten Episode 1

Ein gutes Beispiel für neue Ideen in einer Branche, die mit ihrem konservativen und uns Normalsterblichen gegenüber teilweise verachtenden Gehabe, von unserer Bankenwirtschaft gar nicht mehr weit so entfernt war. Gerade in der Wirtschaftskrise braucht auch das deutsche Weingeschäft frischen Schwung und Dirk Würtz hat mit seiner Bag in Box einen guten Anfang gemacht. 

Deutscher Wein in der Bag in Box. Die "BiB" von Dirk Würtz. Ein echter und gut gelungener Gag, der die vielerseits verstaubte deutsche Winzerszene ordentlich aufrütteln wird. Wir haben uns entschlossen hier darüber zu berichten. Seit einiger Zeit sind wir im Rahmen der Twitter Wine Awards mit dem Önologen Dirk Würtz aus Gau Odernheim und seiner Firma Würtz Wein in Kontakt. Wir tauschen uns von Zeit zu Zeit kurz entweder telefonisch oder durch Mikroblogging auf Twitter und Facebook über gewisse Details im Weinbau aus. Dirk Würtz gilt als etwas verschoben, ja teilweise unbequem in der deutschen Weinszene, da er gnadenlos mit bestehenden Konventionen bricht, wenn sie ihm überholt und unsinnig erscheinen. Ebenfalls hat er es verstanden das Thema Wein mit den neuen Herausforderungen des Web 2.0 gut zu kombinieren, wie seine 100 Grad Öchsle Sendung beweist. An solchen Tatsachen haben natürlich gewisse Kreise immer etwas zu nörgeln und auszusetzen, da die Konfrontation mit dem Neuen nicht unbedingt jedermanns Sache ist. Besonders dann nicht, wenn so ein Prachtkerl von Wein-Schnösel wie der Dirk, der dazu noch tätowiert ist, anderen Winzern den Spiegel des eigenen Unvermögens vor die Nase hält. Der sieht auch noch gut aus dabei! Der Mensch neigt nach wie vor dazu, eingefahrenen Sachverläufen den Vorrang zu geben, und so etwas steht natürlich im krassen Gegensatz zu ganz neuen Wegen z. B. bei der Vermarktung von Wein.

Neue Besen kehren bekanntlich gut, und es ist mehr als bezeichnend für unsere eingefahrenen Gesellschaftsstrukturen, dass gewisse Kreise meinen sich über so etwas fürchterlich aufregen zu müssen. Natürlich bleibt das 21. Jahrhundert, von weiteren Entwicklungen nicht verschont, und die Idee des norwegischen Weinimporteurs ExCellars und seine Frage an Dirk Würtz, ob er sich denn auch in diesem Zusammenhang einmal nackt mit ein paar Kühen auf der Weide ablichten lassen würde, brachte die ganze Geschichte mit dieser Art von "Bag in Box" ins Rollen. Herausgekommen ist dabei der so genannte Stein des Anstoßes, als nacktes Konterfei von Herrn Würtz auf der Umverpackung des 3 Liter Beutels. Nun mag man als konservativer Vertreter der Weinzunft, durchaus der Meinung sein, eine solche Aufmachung entspreche absolut nicht dem Aussehen einer seriösen Verpackung von Wein, noch dazu von einem deutschen Wein. Das war ja auch nicht beabsichtigt! Andererseits ist der Blickfang einer solchen Aufmachung absolut nicht von der Hand zu weisen. Wenn auch noch der Inhalt den Erwartungen des Konsumenten entspricht, gibt es keine Argumente die gegen ein solches Outfit als Vermarktungswerkzeug sprechen. Im Gegenteil, ich kann mir das Bild dieser BiB auf den Partytischen einer ausgelassenen Gruppe norwegischer Weintrinker gut vorstellen. Von einer pornografischen oder anstößigen Art in diesem Zusammenhang sprechen wollen, ist stark übertrieben. Ebenso können wir der Behauptung, Herr Würtz wäre eine Schande für die deutsche Winzergemeinde, absolut keinen tieferen Sinn abgewinnen. Er war halt schneller als so manch anderer, der schon einmal mit solch einem Gedanken gespielt hat? Dafür wünschen wir ihm viel Erfolg.

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